Unsere erste Island-Reise: Rund um die Insel im Uhrzeigersinn
Seit ich 1990 einen Dia-Vortrag über eine Radtour durch das isländische Hochland gesehen hatte, wollte ich immer unbedingt einmal dieses Land mit eigenen Augen sehen. Meiner Frau war so eine Vulkaninsel ja nicht ganz geheuer. Aber schließlich konnte ich sie doch überreden. Im Reisebüro ließen wir uns eine einwöchige Mietwagenrundreise zusammenstellen. Im Sommer 2004 ging es dann für uns zum ersten Mal auf die Insel im Nordatlantik. Es wurde ein Urlaub, der uns so sehr begeisterte, dass wir unbedingt noch einmal hin mussten, und noch mal und noch mal, ...
Neben den schönen Landschaften Islands hat aber wahrscheinlich das Wetter auf dieser ersten Reise viel zu unserer Island-Begeisterung beigetragen. Wir hatten praktisch durchgehend gutes Wetter, kein Regen, sehr viel Sonnenschein, Temperaturen bis 24 Grad. Nur in den Ostfjorden hatten wir auch mal einen halben Regentag.
Die Beraterin im Reisebüro hatte uns eine schöne Strecke zusammengestellt, so dass wir sehr viel zu sehen bekamen und gut beschäftigt waren. Die Reise ging im Uhrzeigersinn um die Insel. Highlights wie die Gletscherlagune Jökulsarlon oder der Geysir Stokkur kamen erst am Schluss, so dass wir das Gefühl hatten, das es sich immer weiter steigert und immer noch schöner wird.
Tag 1 - Dienstag, 20. Juli
- Flug nach Keflavík
- Reykjavík
- Übernachtung im Hotel Björk, Brautarholt 22-24, Reykjavík
Nach unserem Nachmittagsflug und der Mietwagenübernahme am Flughafen Keflavík ging es erst einmal zu unserem Hotel in Reykjavík. Aber natürlich blieben wir dort nicht lange, sondern wollten uns abends noch die Stadt ansehen. Es war bedeckt, aber trocken. Wir folgten dem Laugarvegur in die Innenstadt, gingen zu Hallgrimskirkja, hinunter zum Stadtsee Tjörnin, zum Rathaus, zum Parlament und zur Domkirche und schließlich noch zum Hafen. So hatten wir bei einem gemütlichen Spaziergang schon am ersten Abend die meisten Sehenswürdigkeiten der Stadt, die wir uns aus dem Reiseführer gemerkt hatten, abgeklappert.
Tag 2 - Mittwoch, 21. Juli
- Þingvellir
- Hraunfossar
- Barnafoss
- Grábrók
- Blönduós
- Víðimýrarkirkja
- Glaumbær
- Sauðárkrókur
- Übernachtung im Hotel Tindastóll
Dank der Zeitumstellung waren wir sehr früh wach und konnten unser Hotel schon vor halb 8 verlassen. Eine gute Stunde später erreichten wir das erste Ziel des Tages: Þingvellir. Um diese Uhrzeit war es dort noch sehr leer. Wir hatten anfangs die Almannagjá (Allmännerschlucht) für uns allein und konnten dort an der Abbruchkante des amerikanischen Kontinents entlangspazieren. Am Lögberg, dem historischen Gesetzesberg, wo schon vor über 1000 Jahren die Thing-Versammlungen stattfanden und wo 1944 die Unabhängigkeit Islands ausgerufen wurde, weht noch heute die isländische Flagge. Unten im Tal stehen die Häuser des alten Bauernhofs Þingvallabær, der heute Sommersitz des isländischen Ministerpräsidenten ist, und die Kirche Þingvallakirkja.
Unser nächstes Ziel waren die Lavawasserfälle Hraunfossar. Hier kommt das Wasser in unzähligen kleinen Wasserfällen aus Hunderten von Quellen direkt aus der Lava. In unmittelbarer Nähe ist auch noch der Barnafoss, der "Kinderwasserfall".
Weiter geht es. Direkt an der Ringstraße befinden sich die Grábrók-Krater. Wir besteigen den Schlackekegel und genießen den Blick in den Krater. Zum ersten Mal stehen wir auf einem richtigen Vulkan. Der Ausbruch liegt 3600 Jahre zurück.
Entlang der Ringstraße geht es weiter Richtung Norden. Kurz vor Varmahlíð stoppen wir bei der alten Kirche Víðimýrarkirkja, einer der wenigen verbliebenen Torfkirchen Islands. Noch mehr Torfhäuser sehen wir etwas später im Museumshof Glaumbær.
Letzter Höhepunkt des Tages wird dann tatsächlich unser Hotel. Das Hotel Tindastóll in Sauðárkrókur entpuppt sich als eines der ältesten erhaltenen Holzhäuser Islands. Es ist urgemütlich. 1944 hatte Marlene Dietrich hier übernachtet, und nun schlafen wir im selben Zimmer. Das hat schon was!
Tag 3 - Donnerstag, 22. Juli
- Akureyri
- Goðafoss
- Myvatn Nature Bath
- Hverarönd
- Leirhnjúkur
- Víti-Krater
- Skútustaðir
- Übernachtung im Hotel Gígur, Skútustaðir
Beim Frühstück saßen wir mit den anderen Hotelgästen zusammen an einem großen Tisch. Wir kamen auf Englisch miteinander ins Gespräch, bis wir irgendwann merkten, dass fast alles Deutsche waren.
Nächstes Ziel war Akureyri, die Hauptstadt des Nordens. Wir schlenderten durch die Stadt, schauten uns die Kirche an, die vom selben Architekten wie die Hallgrimskirkja in Reykjavík entworfen wurde und einen ähnlichen Stil aufweist, und besichtigten zum Abschluss noch das Nonnihús, das alte Wohnhaus des Schriftstellers Jón Svensson, auch wenn uns die Geschichten von Nonni und Manni bis dahin nicht viel sagten.
Auf der Weiterfahrt Richtung Mývatn folgte ein Zwischenstopp am Goðafoss. Der Wasserfall hat zwar nur eine Fallhöhe von 11 m, beeindruckt aber durch seine Breite von 158 m, die von mehreren großen Felsen unterbrochen wird.
Am Mývatn, dem Mückensee, kamen wir wieder in vulkanisch aktiveres Gebiet. Lavafelder, Aschekegel, dampfende Berghänge in verschiedensten Farben. Inmitten der Lava liegt das Mývatn Nature Bath. Türkisblaues, heißes Wasser, sandiger Untergrund, rund herum die schroffe Lavalandschaft - das war beeindruckend und zugleich sehr entspannend. Danach ging es weiter durch die Vulkanlandschaft. Im Geothermalgebiet Hverarönd liefen wir zwischen Solfataren, Fumarolen und blubbernden Schlammtöpfen herum. Auf dem Vulkan Krafla gingen wir durch das Lavafeld Leirhnjúkur. Die letzten Ausbrüche endeten 1984, und auch 20 Jahre später war die Lava an einigen Stellen noch warm. Der Víti-Krater mit seinem türkisfarbenen Kratersee ist schon etwas älter und stammt von einem Ausbruch im Jahr 1724.
Unser Hotel lag in Skútustaðir am Südufer des Mývatn. Direkt vor dem Hotel lagen einige Pseudokrater, ebenfalls Zeugnisse vulkanischer Aktivität. Sie entstanden, als die Lava mit Wasser in Berührung kam, was dann explosionsartig verdampfte.
Tag 4 - Freitag, 23. Juli
- Dimmuborgir
- Húsavík
- Ásbyrgi
- Dettifoss
- Neskaupstaður
- Übernachtung im Edda-Hotel, Neskaupstaður
Am nächsten Morgen schauten wir uns als Erstes noch in der Nähe des Mývatn die Dimmuborgir, die dunklen Burgen, an. Dies ist ein Gebiet mit schönen, zerklüfteten Lavaformationen. Dann ging es in Richtung Norden an die Küste in den kleinen Ort Húsavík. Der Ort ist bekannt für Walbeobachtungstouren. Wir nahmen aber nicht an so einer Fahrt teil, sondern sahen uns nur die Boote im Hafen an. Weiter ging es ostwärts entlang der Küste bis Ásbyrgi. Dies ist eine hufeisenförmige Schlucht, umgeben von etwa 100 m hohen Felswänden. Im Tal ist ein Birkenwald und ein kleiner See.
Östlich des Canyons der Jökulsá á Fjöllum fuhren wir über eine Schotterpiste wieder in Richtung Ringstraße. Der Ausblick auf den Canyon, insbesondere auf die Wasserfälle Hafragilsfoss und Dettifoss, war atemberaubend. Am Dettifoss, dem leistungsstärksten Wasserfall Europas, konnten wir bis direkt an die Abbruchkante gehen - ohne jegliche Absperrung.
Zurück auf der Ringstraße ging es über Möðrudalur, einen abgelegenen Bauernhof inmitten einer riesigen Steinwüste, in Richtung Ostfjorde. Kurz vor Egilsstaðir sahen wir Rentiere. Das Wetter wird immer schlechter. Durch dichten Nebel ging es über einen Pass nach Neskaupstaður, wobei es oben auf dem Pass noch durch einen einspurigen Tunnel ging. In Neskaupstaður waren wir im Edda-Hotel untergebracht, einem Internat, das in den Sommerferien als Hotel genutzt wird. Das Abendessen dort war vorzüglich.
Tag 5 - Samstag, 24. Juli
- Petras Steinmuseum, Stöðvarfjörður
- Stokksnes
- Übernachtung im Farmhaus Smyrlabjörg bei Höfn
Nach einer regnerischen Nacht wurde das Wetter am Vormittag langsam wieder besser. Trotzdem blieben uns wegen des mäßigen Wetters die Ostfjorde in weniger guter Erinnerung. Unser einziges Ziel in dieser Region war die Steinsammlung von Petra Sveinsdóttir. Wir konnten die alte Dame noch persönlich antreffen und uns von ihr erzählen lassen, wie sie den ein oder anderen Stein gefunden hat.
Am Pass Almannaskarð kam der Vatnajökull, der größte Gletscher Europas, in Sicht. Unterhalb des Passes, auf der Landzunge Stokksnes, konnten wir den Ausblick auf die zackigen Bergspitzen des Eystrahorns und auf die US-Radarstation genießen.
Die Unterkunft in der Nähe von Höfn war eher schlicht. Sehr einfach eingerichtete Wohncontainer.
Tag 6 - Sonntag, 25. Juli
- Jökulsárlón
- Svartifoss
- Nupsstaður
- Kirkjugólf
- Reynisfjara
- Skogafoss
- Skogar-Museum
- Dyrhólaey
- Übernachtung im Hotel Dyrhólaey
Der nächste Tag brachte wieder mehr Highlights, ja, deutlich mehr und wirklich absolute Highlights. Es fing gleich an mit der Gletscherlagune Jökulsárlón. Dieser See liegt vor einer Gletscherzunge des Vatnajökulls. In ihm schwimmen unzählige Eisberge, die vom Gletscher abgebrochen sind. Je nach Form und Lichteinfall sind sie weiß oder blau mit schwarzen Streifen von der Asche irgendeines Vulkanausbruchs. In Amphibienfahrzeugen werden Touristen zwischen den Eisbergen herumgeschippert. Auch wir machten so eine Tour mit. Wir hatten herrlichsten Sonnenschein, dennoch war es auf dem See zwischen den Eisbergen ordentlich kalt. Aber die Bootsfahrt war mehr als beeindruckend.
Der nächste Stopp war im Skaftafell-Nationalpark. Hier machten wir eine kleine Tour rauf zum Svartifoss. Dieser Wasserfall ist durch die von oben herabhängenden Basaltsäulen besonders pitturesk. Mittlerweile war die Temperatur auf 24 Grad angestiegen.
Über den Skeiðarársandur ging es zunächst nach Núpsstaður. Auf dem alten Bauernhof lebten seit Jahren nur noch zwei Brüder, beide weit über 90. Allerdings war der eine von beiden wenige Wochen vor unserer Reise verstorben. Mittlerweile lebt auch der andere Bruder nicht mehr. Das Gelände ist heute nicht mehr öffentlich zugänglich. Wir konnten damals aber noch die alte Torfkirche und das Auto der Brüder besichtigen.
In Kirkjubærklaustur halten wir am Kirkjugólf. Hier schauen die Oberseiten von Basaltsäulen aus der Erde, so dass es so aussieht, als wäre der Boden gefliest, eben wie ein Kirchenfußboden. Daher der Name Kirkugólf.
Hinter dem Örtchen Vík machten wir einen Abstecher zum schwarzen Strand von Reynisfjara. Eine Höhle aus Basaltsäulen, eine tolle Brandung, der Blick auf die Felsnadeln Reynisdrangar auf der einen Seite und auf das Felsentor von Kap Dyrhólaey auf der anderen ließ dieses Fleckchen Erde zu einem unserer Lieblingsorte auf Island werden.
Unsere nächste Unterkunft war zwar ganz in der Nähe. Da wir aber noch einigermaßen früh dran waren und am nächsten Tag wieder ein volles Programm hatten, fuhren wir noch ein Stück weiter bis Skógar, um die nächsten Programmpunkte noch an diesem Tag abzuhaken: Den Wasserfall Skógafoss und das Skógar-Museum. Leider ist das Museum gerade dabei zu schließen, als wir dort ankommen. Als wir, ohne Eintritt gezahlt zu haben, noch durch das Museumsdorf gehen, kommt ein alter Mann auf uns zu: Þórður Tómasson, der damals 83-jährige Museumsdirektor, der das Heimat- und Freilichtmuseum schon 1949 gegründet hatte. Er zeigt uns noch kurz ein paar der Gebäude.
Als Abendprogramm machen wir dann noch einen Ausflug auf das Kap Dyrhólaey.
Tag 7 - Montag, 26. Juli
- Gullfoss
- Haukadalur, Geysir, Strokkur
- Kerið
- Hveragerði
- Perlan
- Reykjavík
- Übernachtung im Hotel Vík Actic Comfort, Síðumúli 19, Reykjavík
Am letzten richtigen Urlaubstag ging es zurück nach Reykjavík, allerdings nicht ohne auf dem Weg noch einige bedeutende Sehenswürdigkeiten anzusteuern. Am Seljalandsfoss fuhren wir allerdings achtlos vorbei. Wasserfälle hatten wir genug, und dass dieser etwas Besonderes ist, weil man hinter ihm hergehen kann, war uns nicht bewusst. Stattdessen fahren wir direkt zum Wasserfall Gullfoss, der über zwei rechtwinklig zueinander stehende Stufen in eine schmale Schlucht fällt. Von der Gischt wurden wir klatschnass.
Nur etwa 10 km entfernt liegt das Geothermalgebiet Haukadalur mit dem mittlerweile ruhenden Geysir, dem Namensgeber aller Springquellen, und dem Strokkur, der Springquelle, die alle 5 bis 8 Minuten ausbricht und eine Höhe von bis zu über 30 m erreicht. An den Ausbrüchen konnten wir uns gar nicht sattsehen.
Den Krater Kerið mit seinem kleinen Kratersee, an dem wir auf der Weiterfahrt hielten, fanden wir zwar nett, aber unspektakulär - verglichen mit dem, was wir schon auf unserer Reise gesehen hatten. Auch der Ort Hveragerði konnte uns nicht wirklich begeistern. Allerdings hatten wir uns dort als Ziel nur den versiegten Geysir Grýla ausgeguckt, und da war nun wirklich nicht viel zu sehen.
In Reykjavík brachten wir zuerst das Gepäck zum Hotel und fuhren wir dann zum Perlan, den Heißwassertanks auf dem Hügel Öskjuhlíð. Auf den sechs großen Tanks ist eine Glaskuppel und eine Aussichtsplattform. Bei strahlend blauem Himmel hatten wir von dort aus einen herrlichen Blick über die isländische Hauptstadt.
Unterhalb des Öskjuhlíð mussten wir dann unseren Mietwagen abgeben. Von dort aus ging es dann zu Fuß wieder in die Innenstadt. Auf dem Austurvöllur, dem Platz vor dem Parlament, war gerade eine Ausstellung großformatiger Fotos. Und zu unserer Freude fanden wir dort auch Fotos von Petra Sveinsdóttir, die wir in ihrem Steinmuseum kennengelernt hatten, und von den beiden Brüdern von Núpsstaður und ihrem alten Auto.
Tag 8 - Dienstag, 27. Juli
- Rückflug
Morgens um 6 saßen wir im Bus und wurden zum Flughafen nach Keflavík gebracht. Das war unser erster Islandurlaub. Aber uns war da schon klar, dass wir irgendwann noch einmal hierherkommen wollten. Und dann würden wir mit einem Allrad durch das Hochland touren...
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